Die wichtigsten KPIs für Schweizer KMU – Ihr Fahrplan zu mehr Transparenz und Wachstum
In der dynamischen Wirtschaft der Schweiz stehen kleine und mittlere Unternehmen täglich vor der Aufgabe, Wachstum zu erzielen, Risiken zu managen und zugleich die hohen Erwartungen von Banken, Investoren und Kunden zu erfüllen. Zahlen können dabei mehr sein als blosse Fakten – sie werden zu einem klaren Kompass, der den Kurs des Unternehmens bestimmt.
Warum Kennzahlen unverzichtbar sind
Man kann ein Unternehmen nicht allein anhand des Jahresabschlusses beurteilen. Gerade bei KMU, die mit begrenzten Ressourcen arbeiten, liefern Kennzahlen (Key Performance Indicators, kurz KPIs) ein unverzichtbares Steuerungsinstrument. Sie zeigen, ob die Liquidität gesichert ist, ob Risiken bereits sichtbar werden und ob strategische Wachstumsentscheidungen auf einer soliden Basis beruhen.
Stellen Sie sich Ihr Unternehmen als ein Schiff vor, das durch wechselhafte Gewässer navigiert. Die finanziellen KPIs sind dabei die Karte, die Ihnen den aktuellen Standort verrät, während die Liquiditäts‑KPIs den Kompass darstellen, der Ihnen sagt, ob genug Wind (Cash‑Flow) vorhanden ist, um das Segel zu halten und nicht zu kentern. Zusammen geben sie Ihnen ein umfassendes Bild: Sie wissen, ob das Unternehmen profitabel arbeitet und gleichzeitig über ausreichend flüssige Mittel verfügt, um kurzfristige Verpflichtungen zu erfüllen.
Liquiditäts‑KPIs – Der Puls des Cash-Flows
Der erste Schritt zu finanzieller Stabilität ist das Verständnis Ihrer Liquidität. Drei Kennzahlen bilden das Herzstück dieses Überblicks.
Cash Ratio (Liquiditätsgrad 1) misst, ob Ihr kurzfristiges Umlaufvermögen – also Kasse, Bankguthaben, offene Forderungen und Vorräte – die kurzfristigen Verbindlichkeiten vollständig deckt. Ein Wert von mindestens 1,2 gilt für die meisten Schweizer KMU als solide. Liegt er darunter, drohen Engpässe, insbesondere in Branchen mit langen Zahlungszielen.
Quick Ratio (Liquidität 2. Grades) funktioniert ähnlich, lässt jedoch die Vorräte aussen vor, weil diese selten sofort liquidierbar sind. Hier wird das Verhältnis von Kasse, Bankguthaben und Forderungen zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten betrachtet. Ein Wert von 0,8 oder höher signalisiert, dass das Unternehmen auch ohne Lagerbestände zahlungsfähig bleibt.
Operating Cash Flow Ratio zeigt in welchem Ausmass das operative Geschäft eines Unternehmens dessen kurzfristige Verbindlichkeiten aus eigenen Zahlungsmitteln decken kann .Dazu wird der operative Cash‑Flow – also der Geldfluss, der aus dem Kerngeschäft entsteht – mit den kurzfristigen Verbindlichkeiten verglichen. Ein Ergebnis über 1 bedeutet, dass das operative Geschäft sämtliche kurzfristigen Verpflichtungen deckt, ohne auf externe Finanzierungen zurückgreifen zu müssen.
Ein praktischer Tipp: Richten Sie ein wöchentliches Dashboard ein, das diese drei Kennzahlen visualisiert. So erkennen Sie sofort, wenn ein KPI aus dem Soll‑Bereich driftet, und können rasch Gegenmassnahmen einleiten.
Rentabilitäts‑ und Finanz‑KPIs – Langfristige Stabilität
Nachdem die Liquidität gesichert ist, richtet sich der Blick auf die langfristige Profitabilität und die Kapitalstruktur.
EBITDA‑Marge gibt an, welcher Prozentsatz des Umsatzes nach Abzug von Betriebskosten, aber vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen übrig bleibt. In vielen Schweizer Branchen liegt eine gesunde Marge zwischen 10 % und 20 %; die genaue Zielmarke hängt vom jeweiligen Markt ab.
Return on Equity (ROE) misst die Rendite des eingesetzten Eigenkapitals. Er wird berechnet, indem der Jahresüberschuss durch das durchschnittliche Eigenkapital dividiert wird. Werte zwischen 12 % und 20 % gelten als attraktiv und signalisieren Investoren, dass das Unternehmen ihr Kapital effizient nutzt.
Debt‑to‑Equity Ratio stellt das gesamte Fremdkapital dem Eigenkapital gegenüber. Banken bevorzugen in der Regel einen Verschuldungsgrad von höchstens 0,5, weil ein niedriger Wert das Risiko von Zahlungsausfällen reduziert und die Kreditwürdigkeit stärkt.
Auch hier empfiehlt es sich, Jahresziele für jede Kennzahl zu definieren und vierteljährlich den Fortschritt zu prüfen. Sollte ein KPI hinter den Erwartungen zurückbleiben, analysieren Sie die Ursachen – etwa steigende Zinsbelastungen oder ineffiziente Kostenstrukturen – und passen Sie Ihre Finanzstrategie entsprechend an.
Von Kennzahlen zu konkreten Entscheidungen
Eine reine Zahlen‑Sammlung nützt wenig, wenn sie nicht in handlungsrelevante Erkenntnisse überführt wird.
Zunächst benötigen Sie eine zuverlässige Datenbasis. Ein integriertes ERP‑System, das Forderungen, Verbindlichkeiten, Lagerbestände und Buchhaltung in einer einzigen Datenquelle zusammenführt, verhindert Inkonsistenzen und spart Zeit.
Mit einer sauberen Datenbasis lassen sich Dashboard‑Tools wie Power BI, Google Data Studio oder ein eigens entwickeltes KPI‑Dashboard‑Template einsetzen. Dort können Sie Schwellenwerte definieren, bei deren Überschreitung Sie automatisch benachrichtigt werden.
Regelmässige Review‑Meetings – idealerweise monatlich – bieten den Rahmen, um Abweichungen zu diskutieren, Ursachen zu identifizieren und konkrete Massnahmen abzuleiten, etwa ein stärkeres Debitoren‑Management oder eine Optimierung der Lagerhaltung.
Schliesslich ist es entscheidend, eine Controlling‑Kultur zu etablieren. Alle Mitarbeitenden sollten verstehen, wie ihr tägliches Handeln die Liquidität beeinflusst, und motiviert sein, aktiv zur Verbesserung beizutragen. Schulungen und offene Kommunikation tragen dazu bei, dass Kennzahlen nicht als Kontrollinstrument, sondern als gemeinsamer Erfolgsfaktor wahrgenommen werden.
Fazit – Mit KPIs zu einer robusten finanziellen Zukunft
Für Schweizer KMU sind Liquiditäts‑ und Finanz‑KPIs weit mehr als blosse Zahlen. Sie sind strategische Werkzeuge, die das Tagesgeschäft stabilisieren, das Vertrauen von Banken und Investoren stärken und fundierte, datenbasierte Entscheidungen ermöglichen.
Wenn Sie heute die ersten Schritte gehen – die Kern‑KPIs definieren, ein Dashboard einrichten und einen regelmässigen Review‑Rhythmus etablieren – legen Sie das Fundament für ein nachhaltiges, wachstumsorientiertes Unternehmen.
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